Kleinkram

Warum ich nicht zur (Leipziger) Buchmesse fahre

Ja, warum eigentlich nicht? Ich liebe Bücher, ich lebe mit Büchern, ich lese Bücher, ich habe sogar schon mal Bücher geschrieben. Ich arbeite in einer Bibliothek, in meiner Freizeit betreue ich drei kleine Bibliotheken und wir besitzen sogar im Cottage eine eigene Krimibibliothek. Zudem lebe ich keine Stunde von der (Leipziger) Buchmesse entfernt. Und trotzdem läßt mich die Buchmesse kalt. Warum aber kann mich das Buchfest in den Messehallen nicht locken? Einige persönliche Notizen:

Ja, ich weiß, wovon ich rede. Ich bin früher auf die Buchmesse gefahren. Das tat ich privat und auch einige Male als Journalist für eine Online-Zeitung. Ich weiß, wovon ich rede. Und es ist eine private Entscheidung. Denn natürlich ist es ein tolles Bücherfest und besonders die phantasievolle Welt der Cosplayer und der Mangas bringt viel Farbe auf die Messe. Schon dafür lohnt es sich, dorthin zu fahren. Auch wenn es eine Zeitlang schien, dass die Cosplayer gar nicht auf der Buchmesse erwünscht wären. Das hat sich zum Glück geändert (Hoffentlich bleibt das so). Warum fahre ich also nicht zur Buchmesse?

Menschen strömen herbei. Foto von mir.

Grund 1: Nie ist man so allein wie unter vielen Menschen! Nicht falsch verstehen. Der Erfolg einer Messe liest sich auch von der Anzahl der Besucher ab und es gibt auch ein wundervolles Begleitprogramm wie „Leipzig liest“ oder „Halle liest mit“. Es ist also schön, dass sich so viele Menschen auf der Buchmesse drängeln. Aber mich tötet es! Wenn ich kein festes Programm habe oder mich dort mit Menschen treffen möchte, fahre ich nicht mehr zur Buchmesse. Denn die Ruhe, Zeit und Gelegenheit zwischen Büchern zu schlendern, etwas Neues zu entdecken und Gespräche zu führen, fand ich nur höchst selten. Irgendwann nervte mich das Geschiebe in den Gängen und das Geschupse einfach nur noch. Von den vollen S-Bahnen zur Messe und zurück möchte ich lieber schweigen. Und die Corona-Gefahr besteht in Menschenansammlungen (und nicht nur dort) immer noch. Zudem mag ich es ohnehin nicht, wenn mir wildfremde Menschen zu nahe kommen. Aber es nicht nur dieser Stress, den ich erleide, der mich fern hält:

Grund 2: Überfluß tötet! Schlendern und Entdecken geht also schon wegen der vielen Menschen schlecht. Es ist aber auch einfach zu viel da. Das soll kein Vorwurf sein. Es ist toll. Aber nichts für mich. Mich tötet der Überfluss. Ich entdecke viel zu viel, stecke mir die Tasche voller Prospekte und Ankündigungen (Von denen ich keine jemals wieder anschaue, so ist zu vermuten) und gehe am Ende völlig wirr im Kopf nach Hause. Äußerst selten habe ich ein dort entdecktes Buch gekauft. Einen Plan machen? Ja, kann ich machen, aber in dem Fall weiß ich schon, was ich möchte und brauche nicht mehr zur Buchmesse zu fahren, oder? Und Autoren lese ich auch lieber, als sie in real zu treffen (s. Grund 4).

Grund 3: Viel Mediengetue, wenig Bücher! Natürlich gibt es viele Bücher, aber in der Kuppelhalle dominieren Fernsehsender und Zeitungen. Es gibt Lesungen, Interviews, ganze Sendungen werden hier für die Außenwelt produziert. Es ist eine Inszenierung der Buchmesse. Die Show möchte ich auch nicht kritisieren. Vermarktung ist wichtig. Wenn ich mir auch wünschen würde, dass nicht nur die Stars umschwärmt werden, sondern etwas für die kleinen Verlage und Autoren getan wird. Auch auf der Buchmesse gilt, wer am lautesten schreit, gewinnt. Leider kann man dabei nicht lesen…

Leipziger Buchmesse 2019, Foto von mir.

Grund 4: Lesungen sind manchmal echt fürchterlich! Es ist besser geworden, auf jeden Fall. Viele Autor/innen sind inzwischen zu halben Entertainern geworden. Es gibt auch viele Entdeckungen, die ich nicht missen möchte, z.B. den „Leipziger Lesekompass“, eine tolle Sache. Das ist ein Preis aus dem Kinder- und Jugendbuchbereich, der von Kindern und Jugendlichen vergeben wird. Mir gefällt, dass neben Kinderjury in der Erwachsenenjury auch eine Bibliothekarin bewertet. Bei Literaturpreisen sind Bibliothekar/innen oft nur selten zu finden, so meine Stichproben. Aber die Ergebnisse des Lesekompass, sofern ich nicht darüber berichten möchte, schaue ich mir lieber online an. Es gab bereits einige Male, da mich Autor/innenlesungen eher vom Kauf des Buches abgeschreckt haben, da ich merkte, wie unsympathisch die Autorin/ der Autor mir waren. Von der/dem soll ich etwas lesen? Ich muß gar nichts! Es fällt mir nach einer gelungenen/mißlungenen Vermarktungsshow schwer, das Werk/Buch noch vorurteilsfrei zu betrachten. So hat es mir eine Zeitlang die wunderschönen Gedichte von Sarah Kirsch verleidet, weil ich Frau Kirsch als verbitterte und völlig uncharmante Frau im Goetheinstitut in Jerusalem kennengelernt habe. Ich weiß, Lesungen sind für viele Autoren ein zweites Standbein, um zu überleben. Ich persönlich brauche das Buch, liebe das Buch, Autor/in dürfen gerne privat bleiben, egal wie viele Katzen, Ehepartner, Pferde, Häuser sie sich halten und egal wo und wie. Und wer als Autor unbedingt heraushängen läßt, dass er Bibliotheken verachtet, wie es die „Fairlesen“-Initiative getan hat, braucht mich als Leser ohnehin nicht.

Grund 5: Ich muß keine Geschäfte machen! Ich kann, aber ich muß die Buchmesse nicht beruflich besuchen. Das ist ein großer Vorteil. Vielen kleinen Verlagen und Autor/innen, deren Besuch sich lohnen würde, tue ich damit Unrecht, ich weiß. Doch für mich ist die Buchmesse etwas, dass ich mit Interesse aus der Ferne betrachten kann. Und aus der Ferne besehen, ist vieles schön. Mein Job hängt davon schon lange nicht mehr ab. Im Gegenteil! Inzwischen hat sich der Börsenverein des Deutchen Buchhandels zusammen mit vielen Star-Autor/innen als Verachter/innen von Bibliotheken und Bildung geoutet (s. „Fairlesen“). Kurz: Es geht ums Geschäft. Das ist in Ordnung. Und es wurde deutlich zur Sprache gebracht. Aber dann jammert mich bitte nicht an! Denn ich bin kein Teil davon. Ich bin der Vielkäufer und Vielleser, den ihr damit verärgert habt und dem ihr klargemacht habt, dass er euch egal ist. Allerdings kann ich mir aussuchen, was und wen ich lese. Wenn Eure Neuheiten mich ankotzen, habe ich noch sehr, sehr viel „Altes“ zu lesen. Und ich liebe alles daran, denn ich bin nur ein einfacher „Booklover“ und bleibe deswegen Zuhause.

Eine schöne Buchmesse wünsche ich trotzdem.

Euer Bibliothekar der freien Gutsbibliothek, Text und alle Fotos von mir.

Bibliotheksalltag

Die Gutsbibliothek im Jahr 2022

Ist Bloggen out?, hat neulich jemand bei Twitter gefragt und gemeint, wir könnten doch alle wieder mehr bloggen. Dem möchte ich mich anschließen. Ich habe diesen Blog viel zu lange brach gelassen. Der letzte Beitrag war über Lesekioske in Norwegen im Jahr 2021 (!!!). Asche auf mein Haupt. Dabei wäre so einiges zu erzählen gewesen. Das wäre schon einmal ein schöner Vorsatz für 2023, denkt ihr nicht auch.

Zum Beispiel sind dieses Jahr sehr viele neue Bücher hinzugekommen und sehr viele mitgenommen worden. So soll es sein. Ich freue mich, dass nicht nur alte Bücher oder „Zerlesenes“ bei uns ankommt, sondern mitunter auch recht aktuelle Literatur. Das freut mich sehr und hält den Bestand attraktiv. Allerdings kommt in unserer kleinen Bibliothek in der Regel mehr hinzu, als heraus geht. So sind einige Außenstellen entstanden, andere habe wir unberücksichtigt gelassen. Ich nehme mir vor, auch über einige gefundene Bücher etwas zu schreiben.

Als „Außenstellen“, eben erwähnt, sind zu nennen:

  1. Die Krimibibliothek in unserem Ferienhaus in Thüringen, allerdings kann diese nur von Freunden und Familie genutzt werden.
  2. Die kleine Praxisbibliothek in der Geiststraße, die inzwischen sehr gut besucht wird und die wir mit Büchern ständig neu ergänzen.
  3. Neu hinzugekommen ist die Tauschbibliothek in den Franck. Stift., in die ich regelmäßig gerne Bücher bringe, wenn bei uns die Regale wieder überquellen.

Was war noch 2022 los? Wir haben schöne #Littlefreelibrarys in anderen Ländern bewundern dürfen, z.B. in Slowenia. Oder sahen in einer Kirche, die zu einer Stadtbibliothek umgebaut worden ist, eine mittelalterliche Trachtengruppe.

Was steht 2023 an? Die Büchertauschaktionen mit den „Außenstellen“ müssen natürlich weitergehen und ausgebaut werden. Eine große Aktion ist die Renovierung unserer eigenen Bibliothek, die seit 2016 steht. Da werde ich mir noch etwas einfallen müssen.

Der Bibliothekar der kleinen Gutsbibliothek

Bibliotheken

Lesekioske in Norwegen

Kleine Bibliotheken bzw. #Littlefreelibray s habe ich in Norwegen während unserer Familienferienfahrt leider nicht angetroffen, nur einmal eine Sammlung mit alten Büchern zum Mitnehmen in einem Leuchtturmmuseum, sonst nichts dergleichen, aber dafür etwas anderes: Lesekioske. Es war gar nicht so einfach, etwas darüber zu erfahren. Fündig wurde ich erst in diesen Tagen beim Verein Foreningen !les, dessen Informationen ich zum größten Teil übernommen habe.

Was ist ein Lesekiosk? Haben wir uns auch gefragt. Zumal wir immer wieder darüber gestolpert sind und in den Büchern stöbern konnten. Rätsel gelöst: Es sind alte Telefonzellen und anscheinend noch funktionstüchtig, aber gleichzeitig sind sie als Lesekioske umgewidmet worden und besitzen ein einheitliches Design, werden betreut und sogar gewartet bzw. vor Vandalismus geschützt. Wow! Wie kommt das?

Lesekiosk Nr. 19 in Bergen

Foreningen !les, ein gemeinnütziger Verein, der 1997 zu Zwecken der Leseförderung gegründet wurde, koordiniert das Projekt Lesekioske. Es ist ein nationales Literaturvermittlungsprojekt, das von der Sparebankstiftelsen DNB unterstützt wird. Lt. Verein besteht das Projekt darin, 100 geschützte Telefonzellen mit Büchern zu füllen, um Literatur und gute Leseerlebnisse leichter zugänglich und für jeden erreichbar zu machen. Dazu haben die Sparebankstiftelsen DNB und die Telenor Eiendom Holding AS am 12. September 2019 einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Das Projekt ist somit sehr jung. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Sparebankstiftelsen DNB für die nächsten zehn Jahre die Verantwortung für die Telefonzellen übernimmt. Dazu gibt es auch Wartungsverträge zur Sanierung der Telefonzellen und zur Umgestaltung als Lesestationen. Schäden können per E-Mail an die Wartungsfirma gemeldet werden.

Für das Projekt ist der Verein Foreningen!Les auf lokale Partner angewiesen. Dazu eigenen sich in erster Linie öffentliche Bibliotheken, die sich in der Nähe befinden. Fehlen diese, bieten sich auch andere lokale Organisationen, Wohltätigkeitsorganisationen, Buchhandlungen oder begeisterte Einzelpersonen an, am besten in Zusammenarbeit mit einer Bibliothek. Die Telefonzellen werden renoviert und mit Bücherregalen, einem Schild und einer Acrylplatte zur Dekoration ausgestattet, die auch als Wetter- und Windschutz für die Bücher dient. Der Partner vor Ort nimmt Bücher entgegen und stellt sie im Lesekiosk ab und organisiert eine offizielle Eröffnung, zu der die Medien eingeladen werden. Darüber hinaus verpflichtet sich der Partner, den Kiosk im Auge zu behalten, ggf. Bücher aufzufüllen und bei Vandalismus am Kiosk die Wartungsfirma zu informieren. Am 12. Dezember 2019 wurde der erste Lesekiosk von der damaligen Kulturministerin Trine Skei Grande (V) und der Nationalbibliothekarin Aslak Sira Myhre im Solli Plass in Oslo offiziell eröffnet. Inzwischen gibt es lt. den Informationen von Foreningen !les 112 Lesekioske in Norwegen. Diese sind über das ganze Land verteilt.

Auflistung aller Lesekioske und Standorte: https://foreningenles.no/oversikt-over-alle-telefonkiosker leider scheinen die Nummern der Kioske inzwischen z.T. verändert worden zu sein.

Über den Verein Foreningen !les: https://foreningenles.no/about-us auf engl.

Galerie:

Fotos: To. Kreutzfeldt

Buchbesprechungen

Kohsie – Ein neuer Buchladen!

Wenn ein neuer Buchladen aufmacht, gerade in dieser schweren Zeit, ist das ein Grund zur Freude! Ein großer Grund zur Freude! Wir sprechen heute über das „Kohsie“, vielleicht von engl. „cozy“ (= gemütlich, heimlig) in der Kleinen Marktstraße 7, das seit dem 16. April geöffnet hat. Ist das also ein hyggeliges Buchparadies in Halle? Schaut ganz so aus!

Kohsie-Eingang in der Kleinen Marktstraße 7.

Ich bin nicht als Fachbesucher gekommen, dazu bin ich auch schon zu lange aus dem Buchhandel raus. Aber ich denke, wenn ich mit den Augen meiner alten Chefin, nennen wir sie Frau Glocke, durch den Laden gegangen wäre, hätte sie ein, zwei Dinge zu nörgeln gehabt. Diese sind mir natürlich auch aufgefallen. Aber davon wollen wir nicht reden. Was Frau Glocke aber gefallen hätte, dass wäre das geschmackvolle Ambiente gewesen. Für einen kleinen Buchladen ist der Raum wirklich ideal: Es gibt ein unteren Teil mit Sitzgelegenheiten und Wohnzimmeratmosphäre, eine Treppe führt hinauf, es folgt der eigentliche Laden mit Buchregalen und Auslagen fast wie auf einer Galerie und der zweite Eingang ist als Ausgang in Coronazeiten natürlich wichtig. Der ersten Eindruck ist als hell, gemütlich, die Begrüßung als herzlich zu beschreiben. Das Besondere am Kohsie ist aber nicht nur das Ambiente, sondern auch sein Programm: Der Laden möchte Bücher „ausnahmslos weiblicher und diverser Autor*innen aller Kontinente im festen Sortiment“ anbieten. Gab es das nicht schon einmal?

Ein Blick ins Kohsie, im Hintergrund Sarah Lutzemann.

Ein Frauenbuchladen also? Da kommen Erinnerungen bei mir ans Tageslicht. Mit einem feministischen Buchladen aus der 68er-Bewegung und seinen grimmigen Besitzerinnen, die jeden Mann, wenn er überhaupt hinein durfte, wie einen potentiellen Vergewaltiger angeschaut haben, würde ich den neuen Buchladen nun wirklich nicht vergleichen wollen. Das Kohsie und seine beiden Betreiber haben Charme. Dies wäre etwas, was die grimmige Frauenbuchhändlerin von einst, nennen wir sie Frau Weißer, nun wirklich nicht haben wollte. Mit den Frauenbuchläden alter Zeit, von denen einige heute noch existieren, hat das Kohsie nichts zu tun. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sie sich einer derartigen Traditionslinie überhaupt bewußt sind. Denn hier ist nicht die feministische Gesamtgrundhaltung ausschlaggebend gewesen, sondern die immer noch vorhandene Dominz von männlichen Autoren in Literaturkanons und in den Auslagen von Buchhandlungen. Sarah Lutzemann vom Kohsie möchte keinesfalls männliche Literatur ausschließen, die kann auch bei ihr bestellt werden, aber der Laden soll ausschließlich weiblichen und diversen Autorinnen vorbehalten bleiben, denn sie „hat selbst erst vor ein paar Jahren entdeckt, wie vielfältig weibliche und diverse Literatur wirklich ist und wie wenig Aufmerksamkeit ihr im Gegenzug auf dem Buchmarkt und in der öffentlichen Wahrnehmung geschenkt wird. Es kostet allerdings erheblich Mühe und Aufwand, die Vielfalt dieser Literatur zu finden und die entsprechenden Bücher zu beschaffen. Das hat in uns den Wunsch geweckt, es anderen Leser:innen leichter zu machen, diese Welt zu entdecken.“

Auch Jane Austen findet ihr im Kohsie. Foto: Kohsie

Es ist also ein Buchentdeckungs-, ein Stöberladen für weibliche und diverse Literatur, gemütlich und freundlich. Ich fand so schöne bekannte Sache wie z.B. „Schamlos“, Lisa Aisatos „Alle Farben des Lebens“ und wundervolle Jane-Austen-Ausgaben. Aber es überwog das Unbekannte, die Bücherentdeckungsreise. So fand ich meinen ersten afrodeutschen Heimatkrimi von Noah Sow, der natürlich gleich mitgenommen wurde. Es ist eine Buchhandlung, die nicht kämpfen oder ausschließen möchte, sondern im Gegenteil etwas ans Licht holen möchte, die weibliche Seite der Literatur, die viel zu lange im Schatten gelegen hat. Diesem Unternehmen wünsche ich viel Erfolg!

Text und Fotos, wenn nicht anders angegeben: To. Kreutzfeldt

Sommer

Sommer-Shelfies

Auf die Idee mit den Shelfies (Shelf=Regal + Selfie=Selbstportrait) haben mich die kanadischen Kollegen von der RutledgeParkLFL gebracht und das fand ich so charmant, dass ich diesen Sommer (der Pandemie) auch einige Shelfies von unserer kleinen Gutsbibliothek gemacht habe.

Im Juni sah es so aus:

Der Juli:

August:

Und zum Schluß ein Spätsommer-Shelfie aus dem September:

Bibliotheksalltag

Kleine Tauschbibliotheken und Corona-Virus

Dieser Text wurde zuerst auf engl. veröffentlicht auf https://victoriaplacemaking.ca/ . Danke für die freundliche Genehm.:

Liebe Freunde der kleinen Tauschbibliotheken, der Littelfreelibrarys, und besonders unserer kleinen Gutsbibliothek

Wir hoffen, dass Ihr Eure geistige und körperliche Gesundheit während der Corona-Pandemie und der Kontaktsperre aufrecht erhalten könnt.

Wie ist nun mit kleinen Tauschbibliothek in Zeiten von Corona bzw. Covid-19? Wie Ihr wisst, sind wir Leute, die kleine freie Bibliotheken unterstützen, wir sammeln gespendete Bücher und bestücken die kleinen Bibliotheken (LFLs) mit neuen Büchern. Die Bibliotheken selbst gehören und werden betrieben von Organisationen oder – in den meisten Fällen! – von Personen, die sich dem Gemeinsinn verpflichtet füllen.

Während dieser Krisenzeit wollen wir natürlich die Unterstützung und die Benutzung von LFLs weiter ermöglichen. Wenn Ihr spazierengeht oder das Rad benutzet, ist die Benutzung einer kleinen Tauschbibliothek eine sichere Sache, wenn Ihr dabei die vorgeschriebenen Abstandsregeln beachtet: Zwei Meter oder zwei Armlängen von anderen. Bitte dran denken: Das Virus ist nicht von der Art, dass es durch die Haut zu Euch kommen kann. Das gilt auch, wenn ihr besorgt seid, etwas an der kleinen Bibliothek anzufassen oder ob die Bücher den Virus übertragen könnte. Wascht Eure Hände regelmäßig, faßt Euch nicht ins Gesicht, dann kann auch nichts passieren. Bücher können den Virus nicht übertragen!

Für die Betreuer von kleinen Tauschbibliotheken ist es es eine tolle Zeit, die LFLs regelmäßig mit Büchern zu bestücken und sie zu pflegen. Unsere kleine Gutsbibliothek wird daher auch in Corona-Zeiten weiter offen bleiben. Aber wir verstehen auch Leute, die ihre Bibliothek jetzt lieber schließen wollen. Dann aber bitte alle Bücher herausnehmen und einen Hinweiszettel für die Benutzer hinterlegen!

Und noch ein wichtiger Hinweis: Wenn ihr krank seid oder in Quarantäne, bitte tauscht oder nutzt Bücher nicht in Eurer kleinen Bibliothek bis ihr frei von Symptomen seid.

Unsere kanadischen Freunde werden ein schönes LFL-Picknick veranstalten, wenn alles überstanden ist. Wir können dann nur virtuell daran teilnehmen, aber wer weiß?

Und hiermit herzlichen Dank an alle Besitzer oder Betreuer von kleinen Tauschbibliotheken weltweit. Bleibt gesund und lebt lange und in Frieden!

Euer Gutsbibliothekar

Lesestoff

Das neue Jahr und der #Lesemittwoch

Habt ihr auch zu wenig Zeit zum Lesen? Warum sich nicht einfach die Zeit nehmen und zusammen lesen! Auf Twitter und anderswo können Menschen sich auch darüber austauschen.

Die Idee für den #Lesemittwoch und den Austausch auf Twitter oder wo auch immer hatte der „Buchladen Neusser Straße & nebenan“ in Köln. Seit Januar 2020 muß auch die Buchhandlung Molsberger im Steinweg in Halle (Foto) mitmachen. Pech, dass sie auf meinem Nachhauseweg liegt.

Nicht unglücklich sein, lesen!

Wie alles begann, erzählen die Buchhändlerinnen aus Köln hier… Da erfahrt ihr auch, wie ihr mitmachen könnt. Und ich erfahre, was ich alles falsch gemacht habe, weil ich schon am Nachmittag anfange zu lesen. Aber zu viel lesen, schadet doch nicht, oder? „Jeder darf sich eingeladen fühlen und sich uns mit dem Hashtag #lesemittwoch anschließen. Ihr müsst dafür nichts weiter tun als: Eine Stunde lang lesen.“

Vor dem Lesen kann man sich auch Buchtipps holen. Diese Woche haben meine Buchhändlerinnen aus dem Steinweg den Titel von Sophia Mott „Mein Engel, mein alles, mein Ich“ empfohlen. Passend zum Beethovenjahr geht es um Ludwig und die Frauen. Beim Hereinlesen ergab sich bereits eine spannende Frage auf den ersten Seiten: Verliert der Tastenzauberer seine Unschuld? Und mit wem? Das ist schon etwas Klatsch aus der Klassik. Aber gut geschrieben und die Quellen werden herrlich trocken kommentiert.

Bevor es endlich ans Lesen geht, schaue ich natürlich noch in unsere kleine Gutsbibliothek, was es dort zu lesen gibt:

Auch in die nächste #Littlefreelibrary schauen

Die kleine Gutsbibliothek hat auch ein neues Buch zu bieten: „Hitler Trauzeuge“ von Peter Keglevic. Die letzten Wochen der Nazidiktatur als Groteske: Zu Hitlers Geburtstag soll in den letzten Kriegswochen noch einmal ein Lauf durch Deutschland stattfinden. Ausgerechnet ein flüchtiger Jude wird mitlaufen und am Ende ausgerechnet Hitlers Trauzeuge werden.

Genug Auswahl ist also vorhanden. Deswegen soll es jetzt auch ans Lesen gehen. Nicht nur jeden Mittwoch.

Der Bibliothekar der kleinen Gutsbibliothek

Bibliotheken

Freund und Helfer

Wolli von den Freunden der Stadtbibliothek unterhält auch einige der öffentlichen Bücherzellen in Halle und erzählte im HalleSpektrum:

„Vorhin hatte ich ein schönes Erlebnis mit der Polizei: Ich bringe öfter Bananenkisten voller Bücher von unserem „Bücherhaus“ in der Wilhelm-Külz-Str. 9 zu unserer Bücher-Telefonzelle am Markt. Da es mir inzwischen schwerfällt, die schweren Bücherkisten zu entladen und die Bücher in die Telefonzelle zu stapeln, warte ich meist bis mir jemand dabei hilft. Bei der heutigen Hitze saß ich schweißgebadet auf dem Heck des Autos und wartete auf Hilfe.
Da kam aus dem auf dem Markt stehenden Polizeiauto eine Polizistin zügig auf mich zu, was habe ich denn nun verbrochen dachte ich gleich, was man eben so denkt, wenn Polizei auf einen zusteuert.
Aber was sagte die nette und attraktive Polizistin: „Ich habe gesehen, dass es Ihnen schwerfällt, kann ich ihnen helfen?“. Und dann hat sie alle vier Kisten in die Telefonzelle gepackt, ich sah sie immer nur von hinten, wo Pistole, Taschenlampe, Handschuhe und noch mehr befestigt waren.
Ein Foto von meiner Helferin durfte ich nicht machen, aber von der gefüllten Telefonzelle.
Danke liebe Polizistin, das war die beste Werbung für die Polizei!“

Finde ich auch und bedanke mich bei Wolli, dass ich seinen kleinen Bericht hier veröffentlichen darf.

Der Bibliothekar der kleinen Gutsbibliothek

Bibliotheksbau

Neueröffnung

Eröffnet wurde unsere kleine freie Gutsbibliothek am Sonntagabend, 3. April 2016. Drei Jahre später mußte die kleine Bibliothek wegen Sturmschaden kurzfristig schließen. Viele hatten die kleine Bibliothek bereits vermißt. Auf diese Weise war zu erfahren, wer sie alles nutzt und wie viele Nachbarn unseren kleine Tauschbibliothek bereits ins Herz geschlossen hatten. Sie werden sich alle freuen, zu erfahren:

Bei den letzten Bauschritten, kurz vor Ostern 2019

Die Neueröffnung fand zu Ostern, am 22. April 2019, statt. Nun gibt es auch eine Bank zum Lesen, auf die unsere Bibliothek befestigt ist. Auch der Bücherzwerg hat (fast immer) einen trockenen Platz, um zu lesen. Ab Neueröffnung heißt es wieder: Bitte nimm ein Buch, bitte bring ein Buch.

Die Bücher werden wieder in die kleine Bibliothek hineingestellt

Der Bibliothekar der kleinen Gutsbibliothek

Bibliotheksbau

Sturmschaden

Seit dem 10. März ist unsere Kleine Gutsbibliothek leider nicht mehr in Betrieb. Schuld daran ist das Sturmtief Eberhard. Der Wind hat so lange an den Bibliothek gerüttelt, bis einer der Pfosten durchgebrochen ist und sie umfiel. Soweit erkennbar, haben die Bücher keinen Schaden genommen. Wir haben sofort alles gesichert.

Nun heißt es zu überlegen, wie die Kleine Gutsbibliothek neu aufgestellt werden kann. Wir haben überlegt, sie beim neuen Aufstellen auf einer alten Bank zu fixieren und damit gleichzeitig eine Sitzgelegenheit zum Lesen zu schaffen. Dabei bleiben wir auch der Linie treu, die kleine Bibliothek nur aus gebrauchten Bauteilen zu errichten.

Die wichtigste Frage: Wann kann die Kleine Gutsbibliothek wieder benutzt werden? Das ist momentan schwer zu sagen. Allerdings sind wir zuversichtlich, dass es ab Mai 2019 wieder heißen kann: Nimm ein Buch, bring ein Buch! Bitte Daumen drücken!