Lesestoff

Was hat der Bibliothekar 2024 gelesen?

Es gibt den schönen Brauch am Ende des Jahres oder am Anfang des nächsten aufzuführen, welche Bücher im Verlauf des Jahres gelesen worden sind. Gerne möchte ich das für 2024 fortführen. Es ist so eine Art Büchertagebuch geworden.

Zusammenfassend habe ich 60 Bücher gelesen + 1x Hörbuch gehört = 61 , davon 53x Belletristik und 8x Sachbücher, davon 7x englischspr. Bücher, 22x waren Krimis, 10x Jugendbücher. 33 Bücher wurden von Frauen geschrieben, 24x von Männern, 4x waren Sachbücher mit mehreren Autor/innen.

1 – Im Januar habe ich mich an der Storysammlung „Abgekupfert“ von Val McDermid erfreut. Das Buch stammt aus den Beständen meines verst. Schwiegervaters Gerhard und ist in der vorl. Ausgabe bereits 2002 auf dt. erschienen. Ich bin nicht der ganz große Fan der Schottin, ihre Romane sind mir oft zu düstern, aber in „Abgekupfert“ erweist sie sich als Meisterin der kurzen Form. Das Spektrum der Geschichten reicht von humorvoll bis düster und ist irgendwie noch sehr weihnachtlich. Zwei Geschichten sind ganz offensichtliche Weihnachtskrimigeschichten, andere spielen zur Weihnachtszeit. Passte also noch ganz gut in die Jahreszeit bis zum 6. Januar. Ein lesenswertes Fundstück!

2 – Noch eine Krimistory-Sammlung im Winter. Dieses Mal etwas Spanisches bzw. Krimis aus Barcelona: „Stimme des Blutes: Petra Delicado ermittelt. 4 Kurz-Krimis“ von Alicia Giménez-Bartlett. Ich fand die Sammlung unterhaltsam und amüsant, oft etwas zu aufgetragen spanisch (nicht katalanisch) und nicht alle Fälle waren schlüssig. Auf jeden Fall war es ein schöner Ausflug nach Barcelona so für zwischendurch. Leider ist im Moment nichts mehr von ihr auf Deutsch lieferbar, aber vielleicht lohnt die Suche mal in irgendeiner kleinen Tauschbibliothek?

3 – Mit einem Krimi geht es weiter und zwar mit Ellis Peters und einem Band aus ihrer Inspektor-Felse-Reihe. Während ich „Das Rätsel der Treverra-Gruft“ sehr charmant fand, kam ich in „Der schmale Pfad“ nicht rein bzw. der Fall fesselte mich nicht. Die „Treverra-Gruft“ also ist ein richtig schöner Sommerkrimi und auch der Inspektor Felse macht zusammen mit Frau und Sohn Urlaub. Dabei wird er im Verlauf der Handlung zu einer Gruftöffnung einer bekannten historischen Gestalt im Urlaubsort in Cornwall eingeladen. Es wird eine Leiche entdeckt, allerdings nicht die, die seit mehr als 200 Jahren im Grab liegen sollte, sondern ein Mann, der erst vor kurzem einem Mord zum Opfer fiel. Inspektor Felse überläßt zwar der örtlichen Polizei die Ermittlungen, aber da auch sein Sohn Dominic Nachforschungen anstellt, kann er am Ende nicht anders und muß das „Rätsel der Treverra-Gruft“ lösen. Und wie immer bei Ellis Peters, bekommen sich am Ende die Liebenden, dieses Mal allerdings unter erschwerten Bedingungen.

4 – Jurij Brězans „Krabat oder die Verwandlung der Welt“ begleitetete mich die letzten Tage des Januars und den ganzen Februar hindurch. Die Geschichte von Krabat, dem Zauberer, und vom sorbischen Biologen Jan Serbin hat mich sofort gefesselt und trotz der vielen Zeitsprünge, Abschweifungen und Ausmalungen epischen Ausmasses blieb ich eine Zeitlang dabei, las es jedoch nicht zu Ende.

5 – Dem Krabat folgte Steffen Jacobsens „Roeben – Strafe muß sein“, eine Empfehlung von Frau Scheller, Buchhandlung Scheller, Heide, Büsum usw. Leider hat dieser erste Fall von Jakob Nordsted und Kommissarsanwärterin Tanya Nielsen nicht meine Gnade gefunden. Ich wurde gut unterhalten, aber es gab viele … ja, aber : Zu übertrieben waren die „Helden“, nach ihren Fähigkeiten, in denen sie die „besten“ waren, geradezu „Superhelden“; Die Auflösung des Rätsels wäre hervorragend und überraschend gewesen, wenn nicht der Autor kurz vor dem übertriebenen Finale, das ich nur noch gelangweilt gelesen habe, alles verraten (und verdorben hätte). Die Spannung hielt sich daher in Grenzen, was schade war. Aber Jacobsen neigt zu Schnellschüssen, denn auch in Liebesdingen wird schnell und heftig zur Sache gegangen. Dabei hätte er Nordsted und den Leser bez. seines Verhältnisses zur Nielsen noch ruhig drei Fälle schmoren lassen können. So ist dieser Fall in jeglicher Hinsicht ein Rohrkrepierer.

6 – Franco Lucentinis „Der unbekannte Begleiter“ habe ich nur aus dem Regal geholt, um noch einmal den Anhang zu lesen, den Teil, den Carlo Fruttero über Franco Lucentine verfaßte. Beide traf ich auf einer Lesung in der Romanistik der Universität Hamburg und konnte mich danach noch ein Weilchen mit Franco Lucentini unterhalten. Keine Ahnung, welche Sprache wir benutzten. Ich vermute mal engl. oder spa. Lucentini sprach 15 sprachen, darunter mandarin, wenn ich mich richtig erinnere.

7 – „A death in diamonds“ von S.J. Bennett ist schon der 4. „Die Queen ermittelt“-Krimi aus der Reihe. Da Elisabeth II. nun leider von uns gegangen ist, wurde die Handlung in die Vergangenheit verlegt. Damit müssen wir gleichzeitig vom sidekick Rozie Oshodi Abschied nehmen, die zusammen mit der Queen drei Fälle ermittelt hat. Ex-Bletchley Park code breaker, Joan McGraw, tritt an ihre Stelle bzw. ist der erste „Ermittlungsassistent“ der Queen überhaupt, denn Bennett führt uns zurück ins Jahr 1957. Die erst dreißigjährige Queen vermutet einen Verräter in ihrem eigenen Stab und zudem geschieht ein Mord, in dem ein ihr sehr nahestehender Mensch verwickelt sein könnte. Sie braucht eine enge Vertraute außerhalb ihrer eigenen Kreise und da kommt ihr die eigenwillige und intelligente Joan gerade recht. Im Prinzip ist ein gelungener Neustart der Reihe, ein cosy crime, der sehr vom Ambiente und der Ausstrahlung der Queen lebt, aber gleichzeitig auch zwei Rätsel, die die beiden „Ermittlerinnen“ lösen müssen, beinhaltet. Ließ sich auch leicht auf engl. verschlingen!

8 – Neue Funde aus der Ostsee, in den letzten Kriegstagen versenkte Enigmas, die geheimnisvollen Verschlüsselungsmaschine der Nazi-Streitkräfte, führten zu diesem Sonderheft der Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“. Es geht nicht nur um die Bergung und Restaurierung der Objekte, sondern das Heft beinhaltet auch historische Artikel, z.B. über den U-Boot-Krieg und wie es zur Entschlüsselung der Enigma durch den Blechley-Park kam.

9 – Nach einem Hurricane in der nordamerikanischen Kleinstadt Canaan entdecken die 4 Freunde Evan, Mitch, Jason und C.J. plus dem „Neuen“, Ricky, einen alten privaten Atom-Schutzbunker ausgestattet mit Technik und vielen Vorräten. Da der Hurricane auch das Waldversteck, ihr „Fort“, zerstört hat, beschließen die 4+1 Freunde den unterirdischen Bunker im Wald zu ihrem neuen Fort zu machen. Dabei müssen die Jungs sich vor den beiden gewalttätigen Jugendlichen Luke und Jaeger und ihrem roten Mustang in Acht nehmen. Aber die beiden sind nicht die einzige Gefahr für das Fort und seine inzwischen um ein einziges Mädchen, Janelle, ergänzte Besatzung. Am Ende findet sogar eine Erwachsene unter der Erdoberfläche Schutz und die Freunde müssen am Ende erkennen, dass sie zwar etwas für sie Wichtiges verloren haben, aber dafür viel, viel mehr gewonnen haben. Auch „Problembücher“ können sehr spannend sein. Ich hätte nicht gedacht, dass ich neben all der vielen Zauberei und den (schlecht) gezeichneten Tagebüchern noch einmal einen richtig gut komponierten realistischen Jugendroman, hier von Gordon Korman, in dieser Zeit in den Händen halten würde.

10 – „Nachts unter der steinernen Brücke“ von Leo Perutz kann ich immer wieder lesen. Es sind die Praglegenden um Mordechai Meisl und anderen im Prag vor dem Dreißigjährigen Krieg, z.T. historisch, z.T. voller (jüdischen) Zauber. Manche sind zum lachen, andere tieftraurig. Es ist ein wundervolles Stück deutscher Literatur.

11 – Der März brachte eine Menge an neuen Büchern ins Haus. Ich wählte zuerst „Krieg der Seesterne“ von Krischan Koch aus. Die Krimis der Reihe spielen im fiktiven Ort Fredenbüll in Nordfriesland. Und dieses Mal bekommen es die Ermittler Detlefsen und Stappenbek mit „unbekannten Flugobjekten“ und einem Toten im Kornkreis zu tun. Wie immer leichte und humorvolle Krimi-Unterhaltung!

12 – „Zukunftsbilder 2045“ ist ein ganz wundervolles Buch über Visionen, wie die Welt in über 10 Jahren aussehen könnte. Die Reise beginnt in Berlin durch verschiedene Städte in Deutschland, Schweiz und Österreich. Ein Buch, das Anregungen gibt und Hoffnung macht. Mit den Perspektiven werde ich mich noch länger beschäftigen.

13 – Der „Harpunen Tod“ von Sophie Tammen ist ein charmanter Cosy Crime mit leider vielen, vielen Flüchtigkeitsfehlern in der Handlung. Gibt es kein Lektorat bei rororo mehr? Dennoch ein schöner Ambiente-Krimi: Frau Scholle, Polizeisekr. in Wiesbaden, wollte auf Amrum zusammen mit ihrem Hund Urlaub machen. Aber erst wollte ihr Vermieter keine Haustiere erlauben, dann gibt es auch noch eine Leiche am Strand. Frau Scholle mischt sich bei den Ermittlungen ein, sie kann nicht anders … Andrea Russos (d.i. Sophie Tammen) erster Krimi, dafür gar nicht so schlecht.

14 – Zwischendurch etwas archäologisches: „Moorleichen: Zeugen vergangener Jahrtausende“ von Thomas Brock ist zwar schon etwas älter, brachte mich trotzdem auf neuestem Stand, was Moorleichen betrifft. Ich habe da eine ganz persönliche Beziehung zu diesem Thema und war froh, einmal einen ganz großen Überblick von der Steinzeit bis heute zu bekommen. Der Autor bietet am Ende keine „Patentlösung“ an, sondern ref. noch einmal die Erklärungsmodelle, die es gibt.

15 – Die Katzenkrimi-Reihe, 30 Bände!, von Lilian Jackson Braun beginnt mit dem Band „Die Katze, die rückwärts lesen“ (1966) konnte. Jim Qwilleran kommt in eine neue Stadt und als letzte Chance, als Journalist arbeiten zu können, heuert er beim Daily Fluxion in der Kunstabteilung an. Da ist mehr los, als er dachte und eine neue Wohnung beim Kollegen, der die Kunstkolumne schreibt, ergibt sich auch. Dabei lernt er den Siamkater Koko kennen, um den er sich bald mehr kümmern muß, als „Qwill“ lieb ist. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sozusagen …

16 – „Acqua Alta“ von Isabelle Autissier war sicher eines der beeindruckendsten Bücher in diesem Jahr. Es ist ein sehr wichtiges Buch, denn der Untergang von Venedig ist im Grunde genommen der Untergang der Welt im Kleinen. Zudem wird es anschaulich geschildert am Beispiel einer Familie. Die Mutter Maria Alba stirbt in der Flut, die Tochter Léa zerbricht daran, nur der Vater Guido denkt immer noch geschäftstüchtig daran, wie sich selbst aus dem zerstörten Venedig noch Geld herausschlagen lassen kann. Er ist unbelehrbar und wegen Unbelehrbarer wie ihm wird diese Welt, was uns Menschen betrifft, untergehen.

17 – Nach so ernster und hoffnungsloser Lektüre war es Zeit für einen Krimi. Da kam mir Christiane Schünemanns „Der Frisör“ gerade recht. Dem Starfrisör Tomas Prinz wird die Kundin Alexandra Kaspari ermordet. Und dabei bleibt es nicht. Zeit, für eine Weile die Schere beiseite zu legen, um selbst zu ermitteln.

18 – Der Reporter Qwilleran wollte in „Die Katze, die Brahms spielte“ (Katze 5) das Angebot einer Freundin seiner Mutter annehmen und einige Monate in einem Ferienhaus an den großen Seen verbringen, um einen Roman zu schreiben oder zumindest so zu tun. Aber dann kommen Menschen auf unschöne Weise ums Leben und Koko, Yum-Yum und Qwill müssen sich um wichtigere Dinge kümmern. Tragischerweise kommt auch die „gute Tante“ ums Leben. Währenddessen lernt Koko den Kassettenrecorder zu bedienen, spielt Brahms und löst nebenher den Fall.

19 – Und weil es so schön war und ich wissen wollte, ob Qwill sein Erbe angenommen hat, gleich „Die Katze, die Geister beschwor“ (Katze 10) gelesen. In einem historischen Farmhouse spukt es und die ehrenamtliche Museumschefin stirbt. Qwill beschließt mit seinen Katzen in das alte Farmhouse zu ziehen. Qwill glaubt nicht an Geister und ihm kommt die Angelegenheit merkwürdig vor.

20 – „Die Katze, die in den Ohrensessel biss“ ist erst Teil 2 der Reihe. Qwill bekommt eine Innenarchitektur-Beilage für seine Zeitung „aufgebrummt“. Aber irgendwie scheint mit der Beilage alles schief zu laufen, es gibt Einbrüche und sogar Mord. Am Ende steht Qwill mit zwei Katzen da, der Glückspilz!

Qwilleran und seine Siam-Katzen sind sicher nicht die klassischen Ermittler, manchmal sind die Fälle geradezu nur Nebenhandlungen und viele andere scheint wichtiger, aber es ist gut geschrieben, unterhaltsam und die Autorin kannte sich auf jeden Fall gut mit den Eigenarten von Katzen aus, wobei Koko und Yum-Yum echte Stubentiger sind und keine Draußenkatzen, wie ich sie gewohnt bin. Wenn ich etwas zur Entspannung brauche, werde ich mich wieder einer Katze widmen, auch wenn sie momentan nur noch gebraucht oder als E-book erhältlich sind.

21 – Wieder etwas archäologisches: Im „Kulturenstreit“ werden historische Hintergründe und Funde des Frühmittelalters, die im Landesmuseum Halle ausgestellt werden, als Begleitbuch ausführlich dargestellt. Ich liebe diese Begleitbücher des Landesmuseums, die es erlauben noch einmal nachzulesen, was evt. nur flüchtig angeschaut worden ist oder zu erblicken, was verpaßt worden ist, um es das nächste Mal näher vor Ort zu beleuchten. Dazu ist die Einordnung in den jeweiligen kulturellen und historischen Kontext Gold wert. Frühmittelalter betrifft hier Menschen, die bei uns seit der Völkerwanderung bis zum Entstehen des ersten „deutschen“ Reiches im 10. Jahrhundert gelebt haben: d.h. Langobarden, Sachsen, Nordleute, Awaren, Slawen, Thüringer, Franken, reichsgründene Sachsen.

22 – Audrey Niffenegger, durch ihren „Zeitreisenden“ berühmt geworden, hat tatsächlich nur sehr wenig geschrieben, darunter „Die Zwillinge von Highgate“, auch bereits etwas älter (auf dt. v. 2009). Die eigentliche Hauptperson des Romans ist der Highgate, ein Friedhof in London. Uhm diesen Ort herum spinnt sich die Geschichte zweier Zwillingspärchen, jeweils zwei Frauen, und der Bewohner eines Hauses, dass direkt an den Friedhof grenzt. Es beginnt mit dem Tod von Elspeth, einem Zwilling, die auf dem Highgate in der Gruft ihrer Familie beerdigt wird… Und wer Niffenegger kennt, weiß, das dies noch nicht das Ende ist, aber wer sie auch kennt, weiß, dass es auch immer eine unglückliche Liebe gibt. Aber als Trostpflaster hat sie sich in diesem Roman ein einziges glückliches Ende für einen der Hausbewohner am Highgate-Friedhof getraut. Schnüff!

23 – Und weil eine geisterhafte Geschichte nicht ausreichte, hatte ich noch Christian Mährs „Die letzte Insel“ im Regal. Es geht um die legendäre canarische Insel San Borondón und sprachlich und inhaltlich weit schwächer als die „Zwillinge“. Stattdessen gibt es groteske Geister, die sich für Fußspuren interessieren und eine tödliche Epidemie auslösen. Kurz: Aus San Borondón und seiner Legende hätte der Autor eine Menge machen können. Hat er aber nicht. Schade!

24 – Ganz und gar keine Enttäuschung war „The Night Bookmobile“, wiederum von Audrey Niffenegger. In einer schlaflosen Nacht begegnet Alexandra auf der Straße dem Night Bookmobile und dies wird ihr Leben verändern. Eine wundervolle Graphic Novel über die Liebe zu Büchern und die möglichen Folgen! Ich werde es noch mehrmals lesen. Es ist auch nicht sehr dick.

25 – Wir bleiben bei Büchern über Bücher: „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ von Pip Williams hat zwei Hauptpersonen: Die fiktive Esme hat einen Vater, der von Beginn an bei der Entstehungs des Oxford English Dictionary im berühmten „Skriptorium“, im Grunde genommen nur ein Gartenhaus, von James Murray mitarbeitet. Ihre Patentante ist zudem Edith Thompson, tatsächlich lebende Historikerin und Lexikografin, die zusammen mit ihrer Schwester tausende von Stichwörtern zum OED beisteuerte. Esme ist die Sammlerin der verlorenen Wörter, der Wörter, die nichts ins Dictionary aufgenommen werden. Die andere Hauptperson ist natürlich das OED selbst. Ein Buch, dass stellvertretend mit der fiktiven Esme daran erinnert, wie viele Frauen an diesem Mammutwerk mitgearbeitet haben, für das sich wenige Männer haben feiern lassen. Bis heute!

26 – Untiedt vom LKA und seine Kollegin Katja Greets ermitteln in Marco Schreibers „Marschblut“ in Dithmarschen. Jo, kann man lesen, hat mich aber nicht 100 % überzeugt. Und das liegt nicht daran, dass ich mich in der Gegend gut auskenne. Untiedt und Greets haben so viele eigene Probleme, dass es erstaunlich ist, dass sie den Fall gemeinsam gelöst haben. Ein Regionalkrimi also, der mit sehr viel Düsternis, durchgeknallten Kommissar/innen und einigen (unfreiwilligen ?) Humor daherkommt.

27 – Die Lais der Marie de France (*um 1135 † um 1200) waren auf jeden Fall der älteste Text bisher in diesem Jahr. Selbst die vorliegende Nachdichtung von Karl Warnke stammt aus dem 19. Jhd. Die Geschichten im Umfeld von König Artus und der Tafelrunde spielend, waren mir alle ziemlich unbekannt und und eine richtige Entdeckung. In einer Zeit entstanden, als noch romanisch gebaut wurde und wir inmitten der Kreuzzüge waren, wirken sie erstaunlich frisch und lesenswert, z.T. sogar mit wunderbaren Humor verfaßt. Zudem sind die meisten der Lais auch Zauberliebesgeschichten und so nenne ich das Werk von Marie de France ganz frech „mittelalterliche Fantasy“.

28 – Rory Shy (1) von Oliver Schlick ist ein Krimi für Kinder und Jugendliche, der sehr charmant und mit viel Ambiente herüberkommt. Es geht hier nicht um einen Mord, sondern um eine verschwundene Perle. Den Fall löst Rory Shy, der viel zu schüchtern für Befragungen ist, mit Hilfe der zwölfjährigen Matilda Bond und ihrem Cockerspaniel mit Namen Doktor Herkenrath. Und diese beiden helfen dem Schüchternen auch in anderen Angelegenheit auf die Sprünge. Ein sehr sympathisches Ermittlergespann, das sich hervorragend ergänzt. Beileibe nicht nur etwas für Kinder, sondern auch hervorragend als schüchternes Cozy Crime für Erwachsene lesbar.

29 – „Bücher und Barbaren“ von Travis Baldree ist die Fortsetzung bzw. die Vorgeschichte von „Magie und Milchschaum“ und genauso charmant. Die Orkkriegerin Viv, die sich im 1. Teil mit einem Café zur Ruhe setzt und die Frau fürs Leben findet, befindet sich in „Bücher und Barbaren“ erst am Anfang ihrer Karriere. In der Schlacht wird sie wg. ihrer Leichtsinnigkeit verletzt und von ihrer Truppe im Küstenort Murk zurückgelassen. Dort findet sie einen Buchladen und beginnt zu lesen. Doch ausgerechnet die Nekromantin, die von Vivs Söldnerhaufen verfolgt wird, hat auch etwas im Buchladen zu erledigen. Spannender als „Magie und Milchschaum“ und das nicht nur wegen dem Showdown zwischen Bücherregalen.

30 – Inzwischen ist es Mai geworden: Mit „Von Füchsen und Menschen“ von Sophia Kimmig ist ein Sachbuch dran. Es ist weniger ein Forschungsberichten über Kimmigs Fuchsforschung im Großstadtdschungel von Berlin, sondern eher eine muntere Plauderei über Füchse, den Schwierigkeiten der Forschung in der Großstadt und den Lebensbedingungen der Wildtiere mitten zwischen uns Menschen. Selbst ein Fuchs würde es, könnte er lesen, verschlingen!

31 – „Föhnlage“ von Jörg Maurer war ein amüsanter Alpenkrimi. „Bei einem Konzert im schönen Garmisch-Partenkirchen stürzt ein Mann von der Saalempore ins Publikum – tot. Und der Zuhörer, auf den er fiel, auch. Kommissar Jennerwein nimmt die Ermittlungen auf: War es ein Unfall, Selbstmord, Mord?“ Und was hat das örtliche Bestatterehepaar damit zu tun. Für Jennerwein, obwohl nicht ganz fit, gibt es viel zu tun.

32 – Ivory Vikings oder das Rätsel der Lewis Schachfiguren von Nancy Marie Brown war für mich persönlich das historische Sachbuch 2024. Schade, dass es dieses spannende Buch nicht als deutsche Edition gibt. Ich würde es an einige Leute verschenken. Was kommt darin vor? Natürlich die obskure Fundgeschichte der Schachfiguren aus Walrosselfenbein auf den Äußeren Hebriden, damals womöglich nicht der Rand der Welt wie heute. Brown zitiert viel aus unbekannten isländischen Sagas, bringt die Geschichte Norwegens wie die Geschichte Islands einfach so nebenbei unter. Und mich beschlich das Gefühl, dass die Wikingergeschichte 1066 gar nicht endete. Spannend auch, wo die Schachfiguren womöglich gefertigt worden sind. In Norwegen, auf Lewis oder doch auf Island? Schön, dass die Autorin alle Möglichkeiten referiert und der Leser selbst entscheiden darf, was am plausibelsten ist. Brown löst die vielen Rätsel um „die schönsten Schachfiguren auf der Welt“ nicht, aber sie bringt etwas Licht in das Dunkel. Nebenbei wurde auch geklärt, wie es kam, dass nun 6 Figuren in Stornoway im Museum zu bestaunen sind und damit nach Lewis zurückgekehrt sind.

Schon sind wir im Sommer. Ich habe wieder eine Menge Bücher gekauft, die mich interessieren. Nach dem vorzüglichen Sachbuch, s.o., hatte ich nun Lust auf Belletristik. Begonnen habe ich von dieser „Liste“ zuerst mit ..

33 – .. „Luftschlösser“ von Hilary Leichter. Der Roman war der anspruchsvollste von der Sommergruppe. Stephanie kann Räume erschaffen oder vergrößern, die es bislang nicht gab. Aber diese Gabe ist keinesfalls ein Segen für sie und auch nicht für ihre Umwelt. Die Geschichte endet im Weltraum, ist aber keinesfalls Science Fiction, eher so eine Art magischer Realismus über eine Welt und den Menschen darin, für die es keine Hoffnung mehr gibt. Sehr lesenswert.

34 – Von Oliver Schlicks Rory Shy-Reihe hat mich auch der zweite Band „Der Fall der Roten Libelle“ begeistert. Dieses Mal gibt es nicht nur einen Diebstahl, sondern sogar einen Mordversuch. Und wieder müssen sich Rory Shy, Matilda und Doktor Herkenrath mit dem penetranten Kommissar Valko herum ärgern. Aber natürlich wird darüber nicht der Fall vergessen, sondern gelöst. Rory Shy wird sogar Gast in einer berühmten Fernsehserie, was sogar Frau Zeigler sehr begeistern wird, oder?

35 – Wieder ein Andreas Brandhorst und zwar der Jenseitsroman „Die Stadt“: Benjamin Harthman stirbt kurz nach seinem vierzigsten Geburtstag bei einem Autounfall und findet sich im Jenseits in einer düsteren Stadt wieder, die weit ausgedehnt ist, aber nur sehr wenige Bewohner hat. Ist das der Himmel oder ist es die Hölle? Harthman und seine Begleiterin Louise versuchen der Stadt zu entgehen und zu fliehen, aber so einfach ist es nicht. Denn alles hängt zusammen und Harthmans sehr dunkle Seite ist auch noch da. Kann ein Neuanfang im Jenseits gelingen? Nicht mein liebster Brandhorst, aber von ein paar unnötigen Längen abgesehen, auch sehr spannend und gelungen.

36 – „The luminous life of Lucy Landry“ von Anna Rose Johnson ist ein engl.-spr. Jugendbuch und spielt vor mehr als 100 Jahren auf einer Leuchtturminsel auf dem Lake Superior. Das Mädchen Lucy Landry, Tochter einer Schauspielerin und eines Seemanns, ist Waise und verliert auch noch ihre Pflegemutter Miss Mamie, die aber testamentarisch geregelt hat, dass Lucy bei der Leuchtturmwärterfamilie Martin unterkommen kann. Diese gehören wie Lucy zu den indigenen Ojibwe People. Problem ist allerdings, die Martins haben bereits 6 Kinder. Außerdem sucht Lucy ein wertvolles Halsband von einem untergegangenen Schiff. Zudem ist auch der Leuchtturminspektor King gar nicht erfreut darüber, dass die Martin noch ein weiteres Kind im Leuchtturm beherbergen, denn dass kann die Leuchtturmwärterordnung durcheinander bringen. Für Lucy ist es ein weiter Weg auf dem Leuchtturm heimisch zu werden. Aber erst einmal gibt es Quiche!

37 – Im „Torfschuppenmord“ von Maike Claußnitzer muss die Richterin Herrad mit ihrem gesamten Gefolge ihren bisherigen Wirkungskreis Aquae Calicis verlassen, da ihr ihre Nähe zur abgesetzten Vogtin zum Verhängnis wurde. Der Graf der Seemark weiß um ihre Qualitäten und so beginnt sie in Castra Nova neu, allerdings mit weniger Komfort und mit viel weniger Leuten, über die sie gebietet. Aber statt sich langsam einzuwöhnen, muss sie sofort tätig werden und einen Mord aufklären. Denn der Einsturz eines Torfschuppen, unter dem ein verurteilter Verbrecher zu Tode kam, war kein Zufall, sondern wurde vorsätzlich herbeigeführt. Dafür gibt es sogar einen Zeugen, leider ist dieser schon lange tot und quasi nur noch eine Moorleiche.

38 – Ellis Peters Krimi : „Die Primadonna lachte“ ist ein sehr früher Krimi von der Autorin der mittelalterlichen Cadfael-Krimis, 1960 erschienen, und doch erkennt man bereits ihre charakteristische Handschrift und ähnlich wie bei Agatha Christie ist klar: Die Liebenden sind selten bis gar nicht die Mörder. Die Erben einer berühmten Primadonna fliegen zurück nach London, stürzen aber in den Alpen mit dem Charter-Flugzeug ab. Alle überleben, aber wenig später geschieht in der Alpengastwirtschaft ein Mord. Hängt es mit dem eben verlesenen Testament zusammen, denn es geht um sehr viel Geld?

39 – „Amy und die Schließfachbibliothek“ von Alan Gratz behandelt das Thema der „gebannten Bücher“ in Schulbibliotheken in einigen Bundesstaaten der USA. Da auch an Amys Schule Bücher gebannt werden, eröffnet Amy und ihre Freunde eine eigene Bibliothek mit den gebannten Büchern in ihren Schulschließfächern. Das gibt natürlich Ärger, aber am Ende wendet sich in dem Jugendbuch alles zum Guten. Amy und ihre Schließfachbibliothek ist inzwischen auch in einigen Bundesstaaten verboten worden. Unglaublich! Ein Zitat aus dem Buch: „Gute Bücher sollten nicht von Kindern ferngehalten werden. Sie sollten so oft wie möglich und von so vielen Kindern wie möglich gelesen werden…alle Bücher sollten gelesen werden.“

40 – Pembrokes Katze von Philip Davis war ein vergnügliches Stück Literatur über eine Katze und ihren Aufenthalt im Pembroke College in Cambridge. Diese alte College war bereits das Heim vieler „College-Katzen“ und die Mitarbeiter, auch die berühmtesten, waren alles Katzenliebhaber. Die Katze Thomas Gray findet daher wohlwollende Aufnahme im College und als sie in den Ruhestand ging, spendete sie sogar zwischen zwei Menschen die Liebe. Manche Leser/innen fanden es langweilig. Für mich war es sehr vergnüglich. Allerdings das Ende etwas zu süss. Aber schööööööööön !

41 – Den Gin-Krimi von Henn hatte ich abgebrochen. „Rum oder Ehre“ war zum Glück etwas gelungener, aber sicherlich nichts, was nun in den Himmel gehoben werden muß. Als Story ganz vergnüglich, als Krimi eher mau und das Buch wird nur wegen der vielen Ruminformationen und Rumrezepte behalten.

42 – „Mythos Nationalgericht“ von Alberto Grandi ist ein sehr vergnüglich geschriebenes Sachbuch über die Weise, wie angeblich jahrhunderte alte Küchentraditionen in Wirklichkeit das Ergebnis der Verbesserung unserer Lebensmittelindustrie seit dem II. Weltkrieg sind, dies am Beispiel der grandiosen Küche Italiens, die Grandi keinesfalls in Abrede stellt. Was er auf dem Prüfstand stellt, ist die angeblich so traditionelle Küche, denn das meiste Leckere aus Italien ist tatsächlich sehr, sehr jung. Ein wahrer kulinarischer Augenöffner!

43 – Der (Jugend-)Roman um die beiden Brüder Jess und Jaxon und das Spiel Cal´Anthor, Full Dive, von Nina Scheweling begann etwas gemächlich, nahm aber rasch Fahrt auf. Jess, der für seinen inhaftierten Bruder Jaxon, an einer Testrunde des Spiels teilnahm, mußte rasch feststellen, dass aus einem Spiel sehr, sehr tödlicher Ernst werden kann. Ich fand es sehr spannend mit einer runden Auflösung. Fast war es mir etwas zu kurz, so schön erzählt waren die Abenteuer in der künstlichen Welt Cal´Anthor.

44 – In Kristin Höllers magisch-realistischem Roman „Leute von früher“, der auf der (fiktiven) Watteninsel Strand hauptsächlich in einem Freilichtmuseum spielt, verliebt sich die Hauptperson Marlene in eine Frau, eine Einheimische die auch dort arbeitet. Aber irgendein dunkles Geheimnis liegt über der Geliebten, ein Sturm kommt auf und da ist auch noch das untergegangene Rungholt.

45 – Im sehr, sehr dicken Fantasyroman „Tricontium“ von Maike Claußnitzer erfahren wir das erste Mal von der Richterin Herrad und ihrem Gefolge. Herrad wird als Richterin nach „Tricontium“ abberufen, aber dieses ist in den Wirren des Krieges verlassen worden. Außerdem umgibt den Ort ein düsteres Geheimnis. Dies ausnutzend kann sich Herrad ihren bisherigen Wirkungskreis „Aquae Calicis“ wieder zurück erobern. Das klingt jetzt nicht sehr spannend, aber ich fand es eine dennoch sehr kurzweilige und Cosy Fantasy, dennoch hat mir der Torfschuppenmord von derselben Autorin besser gefallen.

46 – Wie wir im neuzeitlichen Sinn Romane verstehen, ist „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ von Michiko Aoyama kein Roman, denn hier werden Episoden aneinander gereiht, deren Bindeglied lediglich die Bibliothek von Frau Komachi und ihre Buchempfehlungen sind. Über Frau Komachi selbst erfahren wir nur wenig, aber die Bücher, die sie ihren Lesern empfiehlt, verändern deren Leben. Ein Buch, das trotz oder gerade wegen der Episodenhaftigkeit, einfach glücklich macht!

48 – Das Jugendbuch „Polidorium“ von Anja Fislage mit den wunderschönen Grafiken von Verena Wugeditsch spielt in Ostfriesland im Haus der Familie Polidori, in das die Polidori-Kinder gelangen, weil ihre Eltern bei einer Atlantikexpedition verschollen sind. In der ersten Lesehälfte habe ich begeistert notiert, dass ist so schön wie „Little Big“ (von John Crowley, Klassiker der Fantasyliteratur) für Kinder, aber das Buch hielt im Verlauf der Handlung leider nicht das, was der erste Eindruck versprach. Den unsäglichen Cliffhanger hätte sich die Autorin zudem sparen können.

49 – Für unsere Reise ins Baltikum brauchten wir natürlich einen Reiseführer, da die drei Länder zwar Sehnsuchtsorte waren, aber wie keine wirkliche Ahnung hatten, was uns da erwarten würde. Also einen groben Faden brauchten wir schon. Deswegen fiel unsere Wahl auf „Baltikum: Estland, Lettland, Litauen“ von den Autorinnen Thorsten Altheide, Alexandra Frank, Mirko Kaupat, Heli Rahkema, und Günther Schäfer. Außer das die Restaurant und Hoteltipps, die das Buch füllten und die kein Mensch mehr braucht, nervten, war der Führer doch sehr brauchbar und bot genau das, was wir erwartet haben.

50 – Während der Herbstreise durch das Baltikum habe ich genau vier Bücher gelesen. Beginnen wir mit „Abschied auf Italienisch“ von Andrea Bonetto: Kommissar Grassi läßt sich nach Ligurien versetzen, nachdem sein Vater verstorben ist und er ein kleines Haus erbt. Allerdings gibt es da noch die Mitbewohnerin Toni, mit der Grassi nicht gerechnet hat. Zudem geschieht gleich nach seiner Ankunft einen Mord, den es aufzuklären gilt. Das macht einen schönen Ambiente-Krimi aus, nichts besonderes, aber gut für eine Reise oder Zwischendurch. Die Auflösung war am Ende doch sehr einfach gestrickt und hätte nicht unbedingt einer Action-Einlage bedurft.

51 – „Bären füttern verboten“ von Rachel Elliott war mit Sicherheit das literarischte Buch im Urlaub. Es handelt von der Freerunnerin Sydney, die ausgerechnet zu ihrem Geburtstag in den Küstenort St. Ives zurückkehrt, dort wo sie das schlimmste Erlebnis ihres Lebens hatte. Aber es geht nicht nur um Sydney, auch um ihre Familie und neue Freunde, die ihr in der Not helfen. Es ist auch ein queerer Roman und ein Buch über Menschen, die sicher nicht „Otto Normalverbraucher“ sind, so wie die Zahntechnikerin Maria, der Buchhändler Dexter oder Belle, die immer noch bei ihren Eltern wohnt. Als Sydney von einem Dach beim Freeruning stürzt, vereinen sich plötzlich die Handlungsstränge und es stehen Veränderungen an. Allerdings nur für die, die es wirklich wollen, dazu gehört Sydney leider nicht. Wie „Rosinante“ ein Buch, das ich in ein paar Jahren noch einmal lesen möchte.

52 – „Die elternlosen Erlebnisse der unzertrennlichen Fünf“ von Hana Tooke war mir zu sehr konstruiert und wurde deswegen nur quergelesen. Das Buch hat sehr liebevoll beschriebene Charaktere, aber kommen diese nicht zur Entfaltung, da die Autorin zu sehr auf Spannungseffekte setzt, die viel zu vorhersehbar waren. Nur eine Überraschung gab es tatsächlich am Ende! Trotzdem schade, hatte viel versprochen.

53 – Dafür kam ich mit „Unquiet Bones“ von Mel Starr voll auf meine Kosten: Hugh de Singleton, der Chirugh und Arzt, studiert in Oxford und Paris, läßt sich in Oxford nieder, hat aber kaum Patienten. So kommt ihm das Angebot von Lord Gilbert gerade recht, sich im kleinen Ort Badminton neu niederzulassen, zumal die schöne Joan, Schwester des Lords, nun in seiner direkten Nähe weilt. Aber der Roman ist keine spätmittelalterliche Liebesgeschichte, denn Hugh hat im Auftrag des Lords einen mysteriösen Mordfall aufzuklären und dabei bringt er fast den falschen Mann an den Galgen. Zusammengefaßt handelt es sich um einen engl. Mittelalterkrimi, der stark an die Caedfael-Reihe von Ellis Peters erinnert und ähnlich cosy ist.

54 – Amy Achterops Krimi „Tödlicher Stoff“ (Die Hausboot-Detektei Bd.3 ) ist auf jeden Fall auch ein „Cosy Crime“. Arie, der Chef der Hausboot-Detektei, stolpert auf einem nächtlichen Spaziergang höchstselbst über den Mordfall, denn vor seinen Augen wird ein Mann von einem Müllauto überfahren. Ein Unfall? Nein, der angesehene Geschäftmann hatte ein LSD genommen, war aber Feind von Drogen. hatte es ihm jemand untergeschoben? Aber wie? Und wer verwendet LSD zum Morden? Das Team vom Hausboot ermittelt nun sogar bis nach Schweden hinein, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

55 – „Das graue Zimmer : Unheimliche Geschichten“ von Stefan Grabinski sind in der Tat wirklich sehr unheimlich. Besonders seine Eisenbahngeschichten hatten es mir angetan. Einen Vergleich zu E.A. Poe kann man machen, muss man aber nicht, denn Grabinski geht wesentlich mehr in seiner Unheimlichkeit in die Fantastik, überschreitet Grenzen, weiß aber genauso gut, wie Poe im richtigen Moment zu überraschen.

56 – Ende November ging es auf den Friedhof mit „The Graveyard Book“ von Neil Gaiman und war ganz sicher eine ausgezeichnete Lektüre für den dunklen Monat. Bod wird als Kleinkind von den Geistern eines nahegelegenden Friedhofs gerettet, als ein Killer seiner ganze Familie umbringt. So wird er von Geistern aufgezogen und steht unter der Obhut eines Vampirs, bis er sich seiner Vergangenheit stellen muß und es zum großen Showdown in einer unter dem Friedhof verborgenen bronzezeitlichen Gruft kommt.

57 – Der Krimi „Dorothy and Agatha“ von Gaylord Larsen, bereits 1990 erschienen, ist etwas, was wir heute vielleicht „Fanfiktion“ nennen würden, denn es sind die beiden Krimiautorinnen Dorothy L. Sayers und Agatha Christie, die gemeinsam in einem Mordfall ermitteln. Ein sehr schöner cosy crime, der in UK zwischen den Weltkriegen spielt. Leider war die Auflösung des Falles zwar schlüssig, aber nicht sehr glaubwürdig.

Und was lese ich vor Weihnachten und zwischen den Jahren? – 58 – Zum Beispiel „Winterträume im kleinen Grandhotel“ von Felicity Pickford ist ein recht harmloser Weihnachtsroman, der auf der Isle of Skye spielt. Jedes Jahr darf ein Ehrengast die Weihnachtsfeiertage im Luxushotel auf der Insel verbringen. Dieses Jahr wurde der Insel-Busfahrer Harold unverhofft ausgewählt. Harmlose Unterhaltung, die auch noch nach drei Glühwein genießbar ist. Die Autorin ist übr. keine Britin, das Buch ist auf deutsch geschrieben und erschienen. Das erklärt einige Merkwürdigkeiten.

59 – Kurz vor Weihnachten noch ein Hörbuch „Rumkugeln bis zum Tod“ von Dani Baker, Teil 2 der Hansel & Pretzel-Krimi-Serie. Passend zur Jahreszeit wird der Weihnachtsmann ermordet, also ein Mann, der den Weihnachtsmann auf einem Markt darstellt. Wieder findet Linn Sommer die Leiche, aber warum ermordet jemand den Weihnachtsmann? Und in diesem Fall wird es noch rätselhafter, denn auch im wirklichen Leben war der Ermordete ein wahrer Engel, dessen kleine Geheimnisse keine Ermordung erklären. Insgesamt ein harmloser Cosy Crime, in dem nur eins rätselhaft blieb: Was hatten die Rumkugeln damit zu tun?

60 – Ein Adventsbuch zum Vorlesen gab es in der Weihnachtszeit natürlich auch. Diesen Advent hat uns „Der Heilige Erwin“ von Jasna Mittler begeistert. Die Handlung ist einfach: G´tt beschließt auf der Erde nach dem Rechten zu schauen und fährt in den obdachlosen Erwin und erlebt so einige Abenteuer, auch amouröser Art, im gar nicht so heiligen Köln. Zurückgekehrt in den Himmel beschließt er, dass sich so einiges auf der Erde ändern muß. Hoffentlich vergißt G´tt diesen Vorsatz nicht, während er die Engelschorproben organisiert.

61 – An Frida Mohns „Der Tod wird kalt serviert“, ein Rosa-Fröhlich-Krimi, habe ich ganz schön lange herum gelesen und die letzten Seiten erst Sylvester hinter mich gebracht. Das klingt jetzt so negativ, ist es aber nicht. Es ließ sich lesen! Aber leider sprang der Funken bei diesem Berliner-Kneipen-Krimi trotz obersympathischer „Ermittlerin“ nicht über. Die Idee war gut, die Ausführung leider nur mäßig. Erleichtert nahm man das „Fangen des Mörders“ zur Kenntnis.

Allen ein schönes Lesejahr ! Der Bibliothekar

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert