Das habe ich mich bei „Tannie Marias Rezepte für Liebe und Mord“ von Andrew, Sally gefragt. Tatsächlich gibt es eine Menge kulinarischer Kriminalromane: Da fallen mir die Carvalho-Krimis von Manuel Vázquez Montalbán ein (Die gesammelten Rezepte hat der Rowohlt-Verlag vor Jahren dankenswerterweise in einem Sonderband veröffentlicht. Eins meiner liebsten Kochbücher). Viele andere Beispiele wären zu nennen bis zu den Krimis von Henn, Carsten Sebastian, die sich schon im Untertitel kulinarische Krimis nennen. Die Verbindung von Kochen und Mord ist also nichts Neues, bei Krimispielen trifft man sich am Abend bei guten Essen und Getränken und jagt im gutbürgerlichen Milieu den Mörder, gerne in Verkleidung. Bei der Schwedenkrimiausgabe gibt es passenderweise Geschnetzeltes.
Kleine Karoo, wo liegt das denn ?
Wir begeben uns nach Südafrika. Im Trockengebiet der kleinen Karoo lebt die Witwe Maria van Harten, genannt Tannie (Tante) Maria, die sich als Rezeptefee und Kummerkastentante einer Zeitung (meistens in Verbindung) ein wenig Geld dazuverdient. Als eine Frau, die sich wegen ihrem gewaltätigen Mann mit Tannie Maria in Verbindung gesetzt hatte, ermordet wird, beginnt sie sich zusammen mit ihren beiden Redaktionskolleginnen auf Mörderjagd, sehr zum Ärger und Kummer des örtlichen Chefdetektivs Henk Kannemeyer. Ein zweiter Mord geschieht und Maria kommt gar nicht mehr zum Kochen, sondern begibt sich selbst in große Gefahr. Wir ahnen es, der Mörder wird am Ende gestellt. Hups, der Roman geht ja noch weiter …
Vorsicht, nicht nüchtern genießen!
Tatsächlich ist bei Sally Andrews wenig von dem immer mehr vorherrschenden Schreibschulenstil zu bemerken. Sie erlaubt sich eine Menge Eigenheiten. Der Showdown läuft sehr verhalten ab, aber natürlich gibt es eine Menge falscher Spuren. So viele, dass ich zwischenzeitlich das Gefühl hatte, die Autorin weiß selbst noch nicht, wer der Mörder ist. Auch sehr skurill ist das Verhältnis des Ehemanns zur „Geliebten“ der Ermordeten. Zudem sorgen auch andere Protagonisten für ordentlich Farbe, oder sollte ich lieber sagen: Geschmack im Mordkuchen. Sally Andrews stellt ihr ganzes Mordrezept am Beginn des Romans vor. Danach wird gleich losgekocht. Und wie! Deswegen sollte dieser Krimi niemals auf nüchternen Magen gelesen werden! Das könnte tödlich enden. Etwas genervt hat mich das Vorgehen der Übersetzerin, die afrikansken Wörter im Text stehen zu lassen, nach dem Motto: Das wird sich schon durch den Inhalt erschließen. Selbst mit einer dem niederländischen sehr ähnlichen Sprache aufgewachsen, konnte ich nicht alle Wörter zu ordnen (Nagut, aber die meisten). Gab es eigentlich ein Glossar? Und was hindert uns eigentlich daran, Tante Maria zu sagen? Das Afrikanske sollte Ambiente schaffen, nervte aber etwas.
Das ist was für Annette!
Tante Maria, Mörderjägerin, Köchin und Kummerkastentante, ist nicht mehr die Jüngste und zudem vollschlank und das hindert sie daran, überhaupt noch an Liebe zu denken, zumal ihre Ehe auch nicht das Gelbe vom Ei war. Doch da Liebe auch durch den Magen geht, handelt das langgezogene Ende des Romans (keine Kritik!, endlich jemand, der sich traut) von diesem großen Gefühl. Aber wer der Mörder ist und wen Maria abbekommt, das wird nicht verraten. Ich hatte sehr viel Spaß mit diesem trotz gelegentlicher Schießerei sehr soften Krimi mit Essen und Liebe und allen Drumherum. Und wenn ich jetzt Frauenkrimi schreibe, bekomme ich was auf die Glocke. Deswegen lasse ich Nachbarin Katrin sagen: „Das ist was für Annette.“ Ja, am Ende gibt es einen seitenlangen Rezepteteil. Hurra! Es ist tatsächlich ein Kochbuch, der sich als Krimi tarnt.
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