Gutsbibliothek

Die ersten Überlegungen für den Winter
schön im Grünen, aber wir brauchen ein wintersicheres Dach

Der Sommer ist noch nicht ganz vorbei und wir stellen erste Überlegungen an, unserer kleinen Gutsbibliothek ein neues Dach, wintersicherer, zu verpassen. Es ist noch etwas Zeit, aber die kalte Jahreszeit kommt doch irgendwann unverhofft und schnell herbei…

immer wieder sind neue Bücher zu Gast

Es gab ein wenig Austausch in der Bibliothek. Einige Bücher sind gegangen und andere dazu gekommen. Der Austausch ist nicht rege, passiert aber ständig. Und damit sind wir auch sehr zufrieden. Man braucht nicht ständig in die kleine Bibliothek zu schauen, aber von Zeit zur Zeit entdeckt man etwas Neues und freut sich.

Der Bücherzwerg ist mit seiner spätsommerlichen  Bepflanzung sehr zufrieden und hofft, noch einige Zeit draußen lesen zu können. Wenn er kälter wird, zieht er dann wieder in die Bibliothek ein.

Der Bibliothekar

 

Bestandsaufbau, Bibliotheksalltag, Gutsbibliothek

Die kleine Gutsbibliothek im Frühling

Es ist Frühling auf der Insel geworden. Es hat sich ein Teppich aus Blausternchen über die Wiesen des Gutsparkes gelegt. Plötzlich wurde es auch warm und ich konnte ein Buch aus der kleinen Bibliothek holen und es im Liegestuhl in der Sonne lesen, so wir hier auf dem Bild:

Es war „Kuss mit Soße“ Originaltitel: Finger Licking Fifteen von Janet Evanovich und ziemlich albern (Der Mörder wird mit einem Furz zur Strecke gebracht), aber das richtige für die ersten schönen Märztage. Inzwischen ist es wieder kälter geworden und man muß drinnen lesen. Aber es besteht noch Hoffnung, schließlich ist bald Ostern. Ich habe vorsichtshalber bereits die Kanus ans Ufer gebracht. Erste Touren rund um die Insel haben wir bereits gemacht. Die Biber sind momentan hyperaktiv und nagen (fast) jeden Baum am Ufer an.

Und da ich gleich dabei war, am Ufer auszuholzen, habe ich auch einen schönen verträumten Durchgang am Fluss gebaut. Das ganze Tor ist nur aus Schnittholz vom Ufer gefertigt und geflochten: Wer hindurchschreitet, kommt in ein ganz anderes Land!

Aber der einfachere Weg zu verschwinden, ist natürlich ein Buch zu lesen, sich zu versenken. Dazu gibt es einen Haufen neuer Bücher in der kleinen Gutsbibliothek. Sogar ein Buch über Dinosaurier und über einen Herrn, der „wieder da ist“. Wünschen wir uns aber nur in der Literatur. Sonst nicht. Sonst nicht!

Der Bibliothekar

Bibliotheksalltag, Dekoration, Gutsbibliothek

winter016-017
Winterlichter, damit die Bücher auch gefunden werden… wahrscheinlich werden daraus auch Sommerlichter.

Ich hoffe, es haben alle die Weihnachtsfeiertage gut überstanden und sind gut ins neue Jahr hineingekommen.  2017 ist schon wieder ein paar Tage alt, aber ich denke, ich kann dennoch ein paar gute Wünsche loswerden: Ich wünsche allen viel Erfolg, Glück und Gesundheit im neuen Jahr, lest eine Menge und tauscht ein paar schöne Bücher mit mir oder mit anderen freien Bibliotheken.

Seit den „Tagen zwischen den Jahren“ bin ich übrigens dank einer solarbetriebenen Lichterkette ganz stimmungsvoll beleuchtet. Zum Lesen reicht es zwar nicht aus, aber ich bin sicher, damit besser gefunden zu werden. Leider ist im Moment in meinen Bücherbeständen nicht so viel Betrieb, aber das wird sich wieder ändern, hoffe ich. Ob ich die Lichterkette auch im Sommer leuchten lassen soll?

Eure kleine freie Gutsbibliothek

Bibliotheksalltag, Gut Gimritz

Die kleine Gutsbibliothek im Winter
winter1-016
Ganz schön eisig ! Man sieht die Bücher nicht.

Mal sehen, ob unsere kleine Gutsbibliothek im Winter genauso gut benutzt wird wie in den Sommermonaten. Es ist jedenfalls ziemlich kalt geworden auf der Insel. Nur der Bücherzwerg sitzt unter der Bibliothek und liest ganz entspannt sein Buch. Die Katze möchte zwar noch nicht mit ins Bett, aber immerhin in den Wohnzimmerstrandkorb. Die Katze hat es jedenfalls gut, während die Bücher und ich schon ziemlich frieren…

winter2Eure kleine freie Gutsbibliothek

 

Bibliotheksalltag, Gutsbibliothek

herbst2
Der momentane Bestand in der kleinen Gutsbibliothek

Es wird Herbst und das ist eine Zeit, in der man ein wenig Bilanz zieht. Die kleine freie Gutsbibliothek steht nun seit einem halben Jahr auf unserem Gut herum. Da die Anlage relativ abgeschlossen ist, war es klar, dass sich die Benutzung zunächst nur auf auf die Einwohner (immerhin ein kleines Dorf) und ihre Gäste beschränken würde. Zunächst ging es nur schleppend voran, bis es sich irgendwie von alleine regelte:

Unten für die Kinder, oben für die Großen

herbst3
Der Zwerg sitzt an seinem Blumenbeet unterhalb der Bibliothek, bis es ihm zu kalt wird

Die Kinder haben, wie ich im Sommer bereits schrieb, ganz viele Kinderbücher eingestellt, die nun für alle Kinder auf dem Gut da sind. Und immer wieder fleißig und treu zurück ins Regal gestellt werden. Das freut mich sehr. Aber auch bei den Großen ist Bewegung. Es wird immer mehr herausgenommen, aber auch ganz viel Neues wieder hineingestellt. Vom wunderschönen Buch „Die Sehnsucht des Vorlesers“ hatte ich hier schon berichtet. Aber auch andere Bücher kamen hinzu und gingen wieder in die Welt hinaus. „Er ist wieder da“ war wirklich nur kurzfristig da. Auch „Passagier 23″ von Sebastian Fitzek ist schon wieder auf große Fahrt gegangen. Passend zum Herbst kamen plötzlich u.a.  „Feuchtgebiete“ und „Das Schweigen der Lämmer“ in die Bibliothek. Einige angejahrte Krimis sind momentan noch Ladenhüter, aber die Krimizeit kommt ja gerade erst. Ich werde auch das (gute) Gefühl nicht los, dass immer mehr Gutsbewohner die Bibliothek angenommen haben und benutzen. Unsere Nachbarin Katrin zum Beispiel hat schon mehrere Bücher im Bestand gefunden, die ihr richtig gut gefallen haben u.a. auch „der Vorleser“.

Der momentane Bestand
Erinnerung an den Sommer: Lesen vor dem Haus

Etwas Sorgen mache ich mir momentan um unseren Lesezwerg. Es wird jetzt nass und kalt draußen. Ich glaube, die Bücher müssen bald etwas zusammenrücken, damit er wieder in die Bibliothek einziehen kann. Oder er braucht ein Extrazimmer. Vielleicht hätten wir doch das Dachgeschoss ausbauen sollen?!

Ein halbes Jahr geöffnet und ein Erfolg

oder? Ich bin jedenfalls zufrieden, Eure kleine freie Gutsbibliothek

Gut Gimritz, Gutsbibliothek, Sommer, Waschbären

Sommer
Die kleine Gutsbibliothek im Sommer

Es wird Zeit für einen kleinen Sommerbeitrag. Die Nachbarschaft sitzt draußen, die Kinder holen sich von Zeit zur Zeit ein Buch aus der kleinen Bibliothek. Heinrich hat vorgeschlagen, dass wir noch eine Bank an der Bibliothek aufbauen. So wie hier z.B. klicken … Außerdem braucht unser Lesezwerg einen Platz, wenn ihn die Bücher aus den Regalen vertreiben. Sonst ist nichts los! Vielleicht sollten wir auch mal die Bücher austauschen, damit es etwas Abwechslung gibt…

kann leider noch nicht lesen, Waschbärjunges
kann leider noch nicht lesen, Waschbärjunges

Junges Volk gibt es aber nicht nur an der kleinen Gutsbibliothek. Auch im Park gibt es Nachwuchs, Waschbärnachwuchs. Noch sehen sie süß aus. Mutter und 3

w-baer2
Das Muttertier

Junge leben in einem Hohlraum in einer Baumkrone. Am Abend werden sie munter …

Es sind auf jeden Fall schöne Abende zum Lesen oder zum in die Wolken schauen, denn dies sind jetzt die längsten Tage des Jahres. Genießen wir sie …

Eure kleine freie Gutsbibliothek

Lange Abende zum Lesen ...
Lange Abende zum Lesen …
Bibliotheksalltag, Buchbesprechungen, Gut Gimritz, Gutsbibliothek

kater-lesen016a
Die Sehnsucht des Katers

Der Kater macht es vor. So sieht das Entspannen nach der Arbeit in der kleinen Gutsbibliothek aus. Das hat er sich auch verdient.

Bedanken wollten wir uns!

bei den Kindern, die ihre alten Kinderbücher für alle anderen Kinder in der kleinen freien Bibliothek hinterlassen. Das finden wir ganz großartig!

Alltag04016a
Kinderbücher sind dazu gekommen, Danke

Und wir sehen daran: Die kleine Gutsbibliothek wird schon eifrig genutzt. Es kommen Bücher herein, es gehen Bücher heraus.  Es ist schon richtig was los! Und es finden sich auch Bücher an, die ich noch nicht kannte. So habe ich mir zum Lesen herausgefischt (und kommt natürlich bald wieder zurück):

Die Sehnsucht des Vorlesers

Ein wunderschönes Buch für sonnige Stunden im Vorgarten, muss ich sagen, mit dem kleinen Nachteil, das es viel zu kurz war. Ich hätte noch stundenlang darin lesen können. Der Autor Jean-Paul Didierlaurent hat sehr schöne Figuren erfunden (oder nachgestaltet): Guylain Vignolles mit seinen Goldfisch, der Bücher liebt, und sie doch tagtäglich mit seiner Maschine „Zerstörer“ für die Verwertung vernichtet. Seine besten Freunde sind der alte Guiseppe, der mit „Zerstörer“ einen Unfall hatte, der ihn arbeitsunfähig gemacht hat, und der Pförtner der Verwertungsfabrik, der einen Hang zum Rezitieren von Versen aus dem klassischen französischen Theater hat. Meine Lieblingsstelle aus dem Roman ist, wie diese moderne Cyrano einen LKW-Fahrer mit Versen traktiert. Guylain dagegen liest den Leuten im Vorortzug jeden Morgen gerettete Seiten aus dem „Zerstörer“ vor. Eines Tages findet er im Zug einen USB-Stick mit Geschichten einer gewissen Julie, die ihren Alltag als Klofrau beschreibt. Nun liest er Julies Geschichten vor. Und Guiseppe drängt ihn, sich auf die Suche nach dieser Julie zu machen… Wartet die ganz große Liebe auf ihn?

Wer den Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ mochte, wird auch dieses Buch mögen. Genauso herrlich verrückt uund mit diesem melancholischen Hintergrundsound ausgestattet. Danke Jean-Paul! Ihr findet es in der kleinen Bibliothek oder kauft es euch noch einmal selbst. Dieses Buch hat es verdient!

Eure kleine freie Gutsbibliothek

Gutsbibliothek, Politisches

freeboehmiHeute etwas Politisches! Als (kleiner) Hort des Wissens und der Bücher ist für uns die Freiheit der Rede nicht diskutierbar. Und wenn Despoten klagen, darf Ihnen in unserem Land nicht recht gegeben werden.

#freeboehmi

Eure kleine freie Gutsbibliothek

Buchbesprechungen, Lesestoff

Abb.-Quelle: Verlag
Abb.-Quelle: Verlag

Das habe ich mich bei „Tannie Marias Rezepte für Liebe und Mord“ von Andrew, Sally gefragt. Tatsächlich gibt es eine Menge kulinarischer Kriminalromane: Da fallen mir die Carvalho-Krimis von Manuel Vázquez Montalbán ein (Die gesammelten Rezepte hat der Rowohlt-Verlag vor Jahren dankenswerterweise in einem Sonderband veröffentlicht. Eins meiner liebsten Kochbücher). Viele andere Beispiele wären zu nennen bis zu den Krimis von Henn, Carsten Sebastian, die sich schon im Untertitel kulinarische Krimis nennen. Die Verbindung von Kochen und Mord ist also nichts Neues, bei Krimispielen trifft man sich am Abend bei guten Essen und Getränken und jagt im gutbürgerlichen Milieu den Mörder, gerne in Verkleidung. Bei der Schwedenkrimiausgabe gibt es passenderweise Geschnetzeltes.

Kleine Karoo, wo liegt das denn ?

Wir begeben uns nach Südafrika. Im Trockengebiet der kleinen Karoo lebt die Witwe Maria van Harten, genannt Tannie (Tante) Maria, die sich als Rezeptefee und Kummerkastentante einer Zeitung (meistens in Verbindung) ein wenig Geld dazuverdient. Als eine Frau, die sich wegen ihrem gewaltätigen Mann mit Tannie Maria in Verbindung gesetzt hatte, ermordet wird, beginnt sie sich zusammen mit ihren beiden Redaktionskolleginnen auf Mörderjagd, sehr zum Ärger und Kummer des örtlichen Chefdetektivs Henk Kannemeyer. Ein zweiter Mord geschieht und Maria kommt gar nicht mehr zum Kochen, sondern begibt sich selbst in große Gefahr. Wir ahnen es, der Mörder wird am Ende gestellt. Hups, der Roman geht ja noch weiter …

Vorsicht, nicht nüchtern genießen!

Tatsächlich ist bei Sally Andrews wenig von dem immer mehr vorherrschenden Schreibschulenstil zu bemerken. Sie erlaubt sich eine Menge Eigenheiten. Der Showdown läuft sehr verhalten ab, aber natürlich gibt es eine Menge falscher Spuren. So viele, dass ich zwischenzeitlich das Gefühl hatte, die Autorin weiß selbst noch nicht, wer der Mörder ist. Auch sehr skurill ist das Verhältnis des Ehemanns zur „Geliebten“ der Ermordeten. Zudem sorgen auch andere Protagonisten für ordentlich Farbe, oder sollte ich lieber sagen: Geschmack im Mordkuchen. Sally Andrews stellt ihr ganzes Mordrezept am Beginn des Romans vor.  Danach wird gleich losgekocht. Und wie! Deswegen sollte dieser Krimi niemals auf nüchternen Magen gelesen werden! Das könnte tödlich enden. Etwas genervt hat mich das Vorgehen der Übersetzerin, die afrikansken Wörter im Text stehen zu lassen, nach dem Motto: Das wird sich schon durch den Inhalt erschließen. Selbst mit einer dem niederländischen sehr ähnlichen Sprache aufgewachsen, konnte ich nicht alle Wörter zu ordnen (Nagut, aber die meisten). Gab es eigentlich ein Glossar? Und was hindert uns eigentlich daran, Tante Maria zu sagen? Das Afrikanske sollte Ambiente schaffen, nervte aber etwas.

Das ist was für Annette!

Tante Maria, Mörderjägerin, Köchin und Kummerkastentante, ist nicht mehr die Jüngste und zudem vollschlank und das hindert sie daran, überhaupt noch an Liebe zu denken, zumal ihre Ehe auch nicht das Gelbe vom Ei war. Doch da Liebe auch durch den Magen geht, handelt das langgezogene Ende des Romans (keine Kritik!, endlich jemand, der sich traut) von diesem großen Gefühl. Aber wer der Mörder ist und wen Maria abbekommt, das wird nicht verraten. Ich hatte sehr viel Spaß mit diesem trotz gelegentlicher Schießerei sehr soften Krimi mit Essen und Liebe und allen Drumherum. Und wenn ich jetzt Frauenkrimi schreibe, bekomme ich was auf die Glocke. Deswegen lasse ich Nachbarin Katrin sagen: „Das ist was für Annette.“ Ja, am Ende gibt es einen seitenlangen Rezepteteil. Hurra! Es ist tatsächlich ein Kochbuch, der sich als Krimi tarnt.

Eure kleine freie Gutsbibliothek

Buchbesprechungen, Lesestoff

lesestoff3Das Wetter ist schöner geworden. Wir können auf dem Gut wieder draußen sitzen, auf dem Hof oder direkt am Fluss, es uns gut gehen lassen und lesen. Es ist  zum Beispiel ausgelesen worden:

Isabel Bogdans „Der Pfau“ ist leichte Unterhaltungslektüre, die hauptsächlich auf dem Besitz von Lady und Lord Macintosh in Schottland spielt. Auf dem Besitz, der schon bessere Tage gesehen hat und durch Ferienvermietung finanziert wird, erscheint eine Gruppe von Bänkern. Sie wollen dort ein Teambuildingseminar durchführen. Auf dem weitläufigen Besitz hält der Lord auch Pfauen. Sie laufen frei herum, was normalerweise kein Problem ist, doch ein Pfau greift alles an, was von blauer Farbe ist. Das wäre ein schöne Idee, die mit etwas humoristischen Talent zu allerlei Verwicklungen und zu einer Menge Spaß sorgen könnte. Leider verschwindet der wildgewordene Pfau in lebendiger Form allzu schnell von der Bildfläche der Handlung. Wir bleiben mit den Bänkern, dem Personal, Lady und Lord zurück, etwas ratlos, leichter Ferienunterhaltung ausgesetzt, weit entfernt von John Cleese, mit dem zu werben sich der Verlag erdreistet hat.

Emanuel Bergmanns „Der Trick“ ist von einer ganz anderen Qualität. Sofort war ich verzaubert. Dabei ist eine der Hauptpersonen, Mosche Goldenhirsch genannt „Der große Zabbatini“, alles andere als ein sympathischer Mensch. Er rennt von zu Hause fort, wird Bühnenzauberer, feiert sogar Erfolge im Berlin der Dreißiger Jahre. Dort verleugnet er sein Judentum, wird durch Fälschung sogar „Arier“. Wenn nicht jemand noch eine Rechnung mit ihm offen gehabt hätte, wäre er damit durchgekommen und das Schicksal der Juden hätte ihn nicht berührt. Doch so ereilt ihn das Schicksal, das der Nationalsozialismus allen Juden zugedacht hatte. Aber nichts desto trotz gelingt ihm auf der Rampe von Auschwitz ein ganz großer Zaubertrick. Kommen wir zu der zweiten Hauptperson und damit der zweiten Handlungsebene. Wir sind in unserer Zeit und lernen den kleinen Max Cohn kennen, dessen Eltern sich gerade getrennt haben. Da fällt ihm die Platte mit dem „Liebeszauber“ des „großen Zabbatini“ in die Hände. Nur leider hat die Platte einen Sprung. Max beschließt den „großen Zabbatini“ zu suchen. Gelingt es Max, ihn zu finden? Und wirkt der „Liebeszauber“? Ja, es ist irgendwie auch ein jüdischer Roman. Seltsamerweise taucht weder im Klappentext, noch in der Werbung die Begrifflichkeiten Holocaust/Shoah auf. Sind diese Wörter schon abschreckend für den deutschen Leser? Natürlich ist „Der Trick“ kein Shoahroman, aber dieser unbeschreibliche Schrecken ist aus dem Schicksalsbogen einer jüdischen Familie im 20./21. Jhd. nicht wegzuschweigen, so auch hier. Doch im Grunde genommen fühlte sich Mosche Goldenhirsch gar nicht mehr jüdisch, er war ein Zauberer, ein Lebemann, ein Lebenskünstler. Auge in Auge mit der Vernichtungsmaschinerie konnte er sich nicht wegzaubern, wohl aber versuchen zu überleben. Und ist das nicht die Hauptsache, das Leben? Ich habe mich nicht gut unterhalten, sondern ich habe mich verzaubert gefühlt. Vielleicht schafft man diesen Spagat zwischen schweren Schicksal und zauberischer Leichtigkeit nur mit etwas Abstand von Deutschland (Der Autor lebt in den USA, schreibt aber deutsch) „Der Trick“ ist für mich nicht nur ein gutes, sondern auch ein wichtiges Buch.

Nicht ganz neu, aber frisch entdeckt ist Krischan Koch: „Rote Grütze mit Schuss“ (Gute Idee!). Dieser unterhaltsame Krimi entführt uns nach Nordfriesland in das verschlafene Dorf Fredenbüll, dort hält der Dorfpolizist Thies Detlefsen die Stellung. Fredenbüll ist ein fiktiver Ort, aber als jemand, der selbst lange in Nordfriesland gewohnt hat, sage ich: Den könnte es so geben. Detlefsen hat nicht viel zu tun, sein Stuhl wackelt. Da ist es ihm gar nicht so unrecht, dass die Dorfschönheit Swaantje verschwindet und der Biobauer Brodersen, ein biologisch-ökologischer Don Juan, tot im Mähwerk seines Mähdreschers liegt. Doch Detlefsen braucht zur Aufklärung noch Verstärkung und die kommt direkt aus Kiel, die attraktive Nicole Stappenbek. In Nordfriesland geht eine Menge ab, ein Ambientekrimi mit hohen Unterhaltungswert. Schauen wir mal, wie die Nachfolgebände sind. Ich freue mich immer, mal wieder in den Norden reisen zu können und sei es nur mit Hilfe eines Krimi.

Eure kleine freie Gutsbibliothek